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Spaziergang durch ein verschwundenes Dorf
Dieses Jahr ist es bereits 90 Jahre her seit der Schlacht von Verdun im ersten Weltkrieg. Vor etwas mehr als drei Wochen war ich in der Gegend von Verdun: Beim Mémorial von Fleury treffe ich viele Touristen an, sie betrachten interessiert die Geschütze vor dem Eingang oder studieren die Gedenktafeln. Ich lasse den Trubel links liegen und steige eine Treppe rechts vom Museum hinunter. Unten überquere ich einen grossen, halbleeren Parkplatz. Er wird auf der anderen Seite eingerahmt durch eine dichte Hecke. Ich finde einen schmalen Durchgang mit einer kaum sichtbaren Tafel, die auf eine Kirche hinweist. Auf der anderen Seite der Hecke versinke ich in einer anderen Welt, fühle mich um mehrere Jahrzehnte zurückversetzt. Schon bald stehe ich vor einer Infotafel, die vom Dorf erzählt, das einmal hier in der Umgebung stand. Im ersten Weltkrieg ist es vollkommen vom Erdboden verschwunden. Eine weitere Tafel in der Nähe weist darauf hin, dass sich hier auch ein Botanischer Lehrpfad befindet. Langsam wandere ich weiter durch das Waldgebiet und lasse die Stille auf mich wirken. Überall im Wald sieht man noch die Spuren des Krieges, die Löcher der Granateneinschüsse reihen sich aneinander. An den Waldwegen stehen Wegweiser mit den Strassennamen des ehemaligen Dorfes. Bald schon tauchen auf der linken Seite des Weges, auf dem ich spaziere, kleine Betonstelen auf. "Bauernhof" steht auf mehreren, später auch "Hufschmiede", "Giesserei" oder "Schulhaus". Ich schlage einen Nebenweg ein, die "Wiesenstrasse", auch hier standen früher mehrere Bauernhöfe. Wieder zurück auf dem Hauptweg stehe ich vor dem Denkmal, das an dieses ehemalie Dorf und seine Zerstörung erinnert. Hier treffe ich zum ersten Mal wieder auf andere Menschen. Bald darauf betrete ich eine Lichtung, auf der auch die Kirche steht. Auf der anderen Seite der Kirche erstreckt sich wieder bewaldetes Gebiet. Auch dort sind die Waldwege mit ehemaligen Strassennamen beschriftet und es fallen mir überall diese kleinen Betonstelen auf. Oben auf der heutigen Strasse sind einige Parkplätze vorhanden. Deshalb treffe ich rund um die Kirche auch wieder mehr (lärmige) Touristen an. Mit der unheimlichen Stille ist es nun vorbei und die spezielle Stimmung ist zerstört. Deshalb beschliesse ich nicht mehr weiter in das nächste Waldstück zu spazieren. |
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