Kloster Maulbronn
Dieses Kloster wurde von den Zisterziensern im Mittelalter gegründet. Diese bevorzugten Standorte in einsamen Tälern fernab von weltlichen Einflüssen. Ihre Kirchen waren weder mit Türmen versehen noch mit Bildern oder anderem Dekor geschmückt, denn nichts sollte vom andächtigen Gebet ablenken.
Neben den Zisterzienser-Mönchen waren auch Laienbrüder zugelassen, diese lebten jedoch nicht in der Klausur. Nach der Reformation wurde das Kloster aufgelöst und die Mönche zogen ins Elsass um. Von nun an wurde im Kloster Maulbronn ein evangelisches Priester-Seminar geführt, das später in ein Gymnasium umgewandelt wurde.
Die Klosteranlage in Maulbronn besteht aus zwei Teilen, einerseits aus den Werkstätten und Speichern sowie den Verwaltungsgebäuden, andererseits aus der Klausur, dem Herz des Klosters. Durch ein grosses Tor gelangt man in den Klosterhof, wo man zunächst an der Apotheke und dem Frühmesserhaus vorbeikommt. In letzterem befindet sich heute ein Museum über die Geschichte des Klosters und die Gebräuche der Zisterzienser.
Im ersten Teil des Hofes kann man links die ehemalige Wagnerei und Schmiede sehen, wo sich heute ein Restaurant befindet. Davor fallen die länglichen Gebäude des Marstalls (Pferdestall) und des Haberkastens auf. Weiter hinten schliessen sich die Pfisterei bzw. Bäckerei und die Mühle an.
Auf der rechten Seite des Hofes ist eine Ausstellung eingerichtet mit Informationen über die Dichter, die einen Teil ihrer Schulzeit in Maulbronn verbrachten. Insbesondere wird aufge- zeigt, wie sich die offenbar prägende Zeit in der Klosterschule in ihrem Werk niederschlug.
An dieses Gebäude schliesst sich der sogenannte Fruchtkasten an, ein vielseitig genutztes Gebäude. Ursprünglich diente es zum Lagern von Früchten und Gemüse, im Keller wurde der Wein aus den eigenen Weinbergen gekeltert. Nun sind wir im zweiten Teil des Hofes angelangt und stehen vor einem österlich geschmückten Brunnen. Links das ehemalige Gesindehaus, das heute das Gasthaus „Klosterkatz“ beherbergt. Tote Katzen hat man übrigens früher zur Abwehr von Geistern aufgehängt, eine mumifizierte Katze kann man im Kloster-Museum anschauen.
Nun spazieren wir links um die Klausur herum und gelangen zum Herrenhaus, der Infirmerie und den Ruinen des Pfründnerhauses. Wenn man aus den Fenstern der Ruine schaut, sieht man einen Teil des von den Zisterziensern erbauten Kanalsystems.
Zurück im Innenhof widmen wir uns den eigentlichen Klosterbauten, der sogenannten Klausur. Diese Gebäude gruppieren sich rund um den Kreuzgang, den wir durch das sogenannte Paradies (eine Vorhalle) betreten. In der Kirche fällt die Chorschranke auf, die die Laienbrüder von den Mönchen trennte. Letztere versammelten sich im Chorgestühl, dessen Name jedoch täuscht, denn die Mönche durften beim Gebet gar nicht sitzen. Dieses Chorgestühl weist kunstvolle Schnitzereien auf.
Im Chor befindet sich links die berühmte Madonna mit Jesuskind, über dem Altar ein interessantes Relief, und rechts der Sitz des Abtes in gotischem Stil mit besonders schönen Schnitzereien. Am Chorbogen sind die Grabplatten von zwei Stiftern des Klosters zu sehen, auf denen sie im Relief abgebildet sind, allerdings fehlt beiden die Nase. Ebenso bemerkenswert ist das grosse Kruzifix, denn das Kreuz und die Jesusfigur sind aus einem Stein gehauen.
Rund um den Kreuzgang sind noch der Kapitelsaal, das Refektorium der Mönche, das Refektorium der Laienbrüder sowie das Kalefaktorium und das Brunnenhaus vorhanden.
Der Kapitelsaal diente Zusammenkünften der Mönche, wenn wichtige Angelegenheiten besprochen werden mussten. Der Abt gab wichtige Mitteilungen bekannt und las ein Kapitel aus den Klosterregeln vor. Die Refektorien waren die Speisesäle, wobei die Mönche und Laienbrüder in getrennten Räumen assen. In Saal der Mönche kann man noch eine Nische erkennen, in der das Rednerpodium war, wo ein Vorleser während des Essens aus der Bibel las.
Im ganzen Kloster existierte nur ein einziger beheizbarer Raum, das Kalefaktorium. Der Brunnen bestand zur Zeit der Mönche nur aus der untersten, grössten Schale. Die beiden anderen kleineren Schalen sowie die Spitze wurden erst viel später aufgesetzt. Diesen Brunnen hat unter anderen Hermann Hesse in einem Gedicht verewigt, nachdem er ein Vierteljahrhundert nach seiner Schulzeit für einen Besuch hierher zurückgekehrt war.
In Maulbronn findet man jedoch auch Sehenswürdigkeiten ganz anderer Art. Rechts von der Klosterkirche befindet sich ein altes Denkmal zum Gedenken an die Gefallenen des 1. Weltkrieges. Auffallend ist zunächst nur der grosse Löwe auf dem Denkmal, davor steht jedoch eine Steintafel mit den Namen, Daten und Sterbeorte der Soldaten.
Vor der Klosteranlage befindet sich ein Friedhof, rechts davon sind in rotem Sandstein die Namen der Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege eingemeisselt. Auf dem Friedhof selbst befindet sich ein Denkmal der Vertriebenen sowie zwei Grabplatten mit Namen, Geburts- und Todesdaten sowie Herkunftsland von zwanzig Zwangsarbeitern.